Standing Ovations für Welt-Uraufführung von „Odysseus“

Am Ende stand der ganze Saal. Das Premierenpublikum des Theaters am Burgfeld in Markt Schwaben zeigte sich an beiden Aufführungen des Premierenwochenendes begeistert mit Fußgetrampel und langanhaltendem Applaus. Die jeweils 23 Darstellerinnen und Darsteller der Freitags- und Samstagsaufführung hatten zuvor die Bühne erobert. Von Nervosität und Lampenfieber war ab den erstenTakten der Ouvertüre kaum noch etwas zu spüren. tattdessen glänzten die Darstellerinnen und Darsteller in ihren Rollen als Mannschaft, Gottheiten, Helfer oder Widersacher des Helden Odysseus.

Das Musical „Odysseus“ hielt für jeden Geschmack etwas bereit: Heroische Mannschafts-Chöre wie bei „Sieg über Troja“ oder „Heim zu ihr“ zogen die Besucher gleich zu Beginn der Vorstellung in ihren Bann. Die Götter Athene und Poseidon überzeugten mit ihren majestätisch-kraftvollen Auftritten, besonders beim wütenden Poseidon stockte Manchem der Atem.

Verführerisch und leicht umgarnte die Circe mit samt ihren Dienerinnen den Helden Odysseus. Ob sie ihn auch in ein Schwein verwandeln konnte, wie seine Mannschaft? Das Damenensemble, mit einer an Burlesque angelehnten Performance, verzauberte zumindest das Publikum und verführte mit ihren Fächern und becircendem Tanz.

Beim Hades und beim Klagelied der Penelope brauchte das Publikum Taschentücher und auch Teile der Crew vergossen auf der Bühne Tränen. Besonders berührend präsentierten sich auch die Duette zwischen dem Liebespaar Odysseus und Penelope, die sich so fern und doch einander so nah auf ein Happy End hoffen durften. Doch vielleicht siegt am Ende auch Evrimachos, der selbstsicher – oder größenwahnsinnig? – davon träumt, selbst König von Ithaka zu werden. Manch einer der Zuschauer gestand am Ende, dem Gegenspieler Odysseus‘ auch gewisse Sympathien entgegengebracht zu haben. Im Liebestango gab Evrimachos alles, um die Königin Penelope für sich zu gewinnen, es wurde heiss…

Penelopes Dienerinnen hingegen schmiedeten in einer kämpferisch – bissigen Performance wütende Pläne, sich gegen die frechen Freier im Palast zur Wehr zu setzen. Ihr Lied „Jede wehrt sich, wie sie kann“ zeigte sich als einer der Publikumslieblinge. Die Windgottheit „Aiolos“ mit dem Song „Weht, Winde weht“ rockte die Bühne schwungvoll, unterstützt von einer Choreografie aus wirbelnden Windwesen mit anschließendem tosendem Applaus durch die Zuschauer.

Nach der Zugabe, bei der ein zweites Mal „Weht, Winde weht“ die Bühne beben ließ, diesmal mit dem gesamten Ensemble, freuten sich die Sängerinnen und Sänger über ihren großen Erfolg. In nur acht Monaten Proben hatte das Ensemble gemeinsam ein neues, bislang unbekanntes Stück nicht nur einstudiert, sondern die Charaktere einer der ältesten Geschichten der Menschheit zu Leben erweckt. Sie verliehen den Persönlichkeiten der Odyssee auf der Bühne eine eigene Seele und zeigten lebendig und frisch die 10 Jahre währende Odyssee in knapp zweieinhalb Stunden Spielzeit. Für die Zuschauer verging die Zeit wie im Flug. Begeisterte Wiederholungstäter saßen sogar an beiden Tagen im Publikum.